»Trainieren bis die Schwielen platzen…« (04.02.2006)

Premiere einer absurden Rekordsucht auf der Bühne des Theaterateliers

Offenbach.(dk) Mit einer außergewöhnlichen Premiere gastiert Ralf Reichard vom „Cargo Theater” am Donnerstag, 9. Februar ’06, 20 Uhr, im Theateratelier des Projekts Bleichstraße 14 H in Offenbach. „Der Transatlantiksurfer” von Beat Fäh ist Reichards neues Solostück, das er zusammen mit Regisseur Jürg Schlachter in eine ebenso spannende wie unterhaltsame Form gebracht hat. Die rund einstündige Geschichte, die in Koproduktion mit dem Theateratelier des Projekts Bleichstraße 14 H entstanden ist, ist auch am 10. und 11. Februar, sowie am 16., 17. und 18. Februar, jeweils um 20 Uhr, im Theateratelier zu sehen.

Der Transatlantiksurfer träumt von großen Taten. In einem überdimensionalen Werkzeugkasten will der den große Teich überqueren. Er will berühmt werden. In den Zeitungen erscheinen. „Mit Fotografie!” So wie damals Sherpa Tenzing, der mit Sir Hillary den Mount Everest bestiegen hat. Das waren Leistungen! Und die will der Transatlantuiksurfer jetzt auch erbringen. Endloses Training und unduldsame Härte gegen sich selbst, Askese, Disziplin: das sind die Maximen des Mannes, der das Guinness Buch der Rekorde nahezu auswendig kennt. Und Selbstkasteiung ist die Strafe für schwache Momente. Und die hat der Transatlantiksurfer schon, wenn er im Plauderton über sein Vorhaben spricht. Da kommen Erinnerungen hoch. An Demütigungen und Spott. An Verletzungen und Herabsetzung. An Versagen und Verzagen. Damit wird Schluß sein, wenn er seinen Traum verwirklicht hat. Die Welt wird ihm zu Füßen liegen. Millionen werden ihm applaudieren, und Maria Callas, seine große Liebe, wird ihn vielleicht mehr als nur eines Handkusses würdigen? Der Surfer glaubt daran. Und geht seinen Weg. Auch wenn die Weichen so gestellt sein könnten, dass der Weg auf das Abstellgleis des Wahnsinns führen könnte…

Reichard lässt mit seiner spielerischen und körperlichen Präsenz ein greifbares Bild dieses Menschen entstehen, der von Rekordsucht getrieben ist und mit persönlichen Höchstleistungen alles abtötet, was Poesie, Inspiration und Intuition bedeutet. Was sich nicht wegdiskutieren lässt, wird als Leistung vereinnahmt. Wie seine große Liebe, Maria Callas: „Das ist Leistung.” Und der Weg ist geebnet dahin, wo die Welt durch eine dicke Brille gesehen wird, die aber nicht mehr die Realität abbildet, sondern nur eine Projektionsfläche für unerfüllte Träume schafft. Reichard hat mit Regisseur Jürg Schlachter ein sehr körperliches Stück Theater geschaffen. Der Schauspieler geht an seine Grenzen. Ob bei den Selbstkasteiungen oder bei dem Liegestützmarathon, ob bei dem schweißtreibenden Training für die Überfahrt, oder psychisch bei den Erinnerungen an die damaligen aber immer noch präsenten Demütigungen.

Dennoch hat die Groteske von Beat Fäh unter Reichard und Schlachter eine Form erhalten, die sowohl das Lachende als auch das Weinende Auge zulassen. Ein Spannendes, ein berührendes und bewegendes Theaterereignis, bei dem der Spaß am Absurden nicht zu kurz kommt. Karten gibt es an den bekannten Vorverkaufsstellen im Buchladen am Markt, Wilhelmsplatz 12, in der Offenbach Stadt Information, Salzgässchen 1, und im Ring Center, Odenwaldring 10. Reservierungen sind auch direkt im Theateratelier möglich unter der Rufnummer 069/82363990.

transatlantiksurfer1 transatlantiksurfer2
transatlantiksurfer3