»Der Kanal ist offen… « (05.10.2006)

Ödmann TV läuft – Erste Reaktionen auf erste Sendung

Offenbach (dk). Dass wir es mit „Ödmann TV” nicht allen Zuschauern recht machen würden, das war uns klar. Dennoch waren wir überrascht von der massiven Kritik, die uns über oedmanntv[at]projektbleichstrasse.de in den letzten Tagen erreichte.

Zwar waren wir durch die Presseberichte nach der Pressevorführung gewarnt. Doch damit hätten auch wir nicht gerechnet. „Ödmann TV” scheint bei den Zuschauern besorgniserregende Zustände hervorgerufen zu haben. Die weitaus größere Mehrheit der Zuschauer erteilte Berthold und Gundula ebenso einen Mörsebakel wie Bert Bös und Elvira Schröder, Oberchef-sprecherin Dagmar Offenhoff oder auch dem Heimatdichter Carl Maria von Heddernheim. Von „unzusammenhängendem Szenenkonklomerat” war die Rede, von „undurchschaubarem Format”, von „willkürlich gereihten Witzchen, die keine sind”, um nur auf die harmloseren Formulierungen zurückzugreifen. Natürlich geben uns auch die Lobeshymnen auf die Erstausstrahlung zu denken. Doch über die soll an dieser Stelle noch nicht geredet werden. Das behalten wir uns für später vor.

Und wir lassen den Medienwissenschaftler Jerzey Zstestonic zu Wort kommen, der da bereits vor sieben Jahren meinte: „Wenn du alles erklärst, gewöhnst du dem Menschen das Denken ab. In seinem Essay ,Die Kunst des überspringenden Funkens‘ ging Zstestonic bereits 1999 auf Sehgewohnheiten ein, die von täglichen Serien genutzt und gepflegt werden. „Die Menschen wollen in einer unsicheren Zeit einen Rückzugsort der Sicherheit. Dieser Rückzugsort sind die Serien. Sie bieten den Menschen das, was sie in ihrem eigenen Leben vermissen, entbehren, versäumen. Aber sie leben es im Leben der Serienfiguren. Diese sind Substitut für eine gnadenlose Wirklichkeit, aus der jeder Fluchtversuch ge- und benutzt wird.” Prädikate, mit denen Ödmann TV weißgott nicht dienen kann – und will – und jemals wird.

Aussagen, die die französische Journalistin Larissa Le Conte in 13 monatigen Recherchen bestätigt hat. Insgesamt 152 Familien hatte die Journalistin bezüglich ihrer Sehgewohnheiten befragt und kam zu dem erschütterenden Ergebnis, dass bei über der Hälfte der Familien ein Platztausch stattgefunden hat: Die Serien sind für die Betroffenen mehr Realität als die Realität. Auch das will Ödmann TV auf keinen Fall!

Für den amerikanischen Soziologen Howard F. Coppard keine Überraschung. Der Universitätsprofessor von der Educational Promote of Jailburg in Oregon vertritt bereits seit 2003 die öffentlich geäußerte und durch mehrere Untersuchungen fundierte Meinung, dass die „Medien mit ihrer Arbeitsweise ihrer eigentlichen Aufgabe eigentlich längst nicht mehr gerecht werden. Sie schaden dem Gemeinwesen mehr, als sie nutzen.” Coppard bezieht sich bei seinen Untersuchungen zwar ausdrücklich auf die Vereinigten Staaten von Amerika. Doch lässt er keinen Zweifel daran, dass dieses ,Negativbeispiel Schule in aller Welt machen‘ wird.

Der britische Politologe Bryan Stattman brachte es in einer deutschen Talk Show -wenn auch verunglückt- auf den Punkt, als er forderte: „Give the Germans the Scheibenwixer every night.” Natürlich rieben sich die Medien an Stattmans Versprecher mehr als am inhaltlichen Gehalt, der mehr als einen Gedanken verdient. Aber wir kennen ja ,unsere‘ Medien. Und – das mag man Stattman verzeihen – er kannte zu dieser Zeit „Ödmann TV” noch nicht, weil noch nicht existent. Ihr werdet euch jetzt sicher fragen, „was hat das alles mit Ödmann TV zu tun?” Aber wir sagen nur mit den Worten von Medienwissenschaftler Jerzey Zstetonic: „Wenn du alles erklärst, gewöhnst du dem Menschen das Denken ab.”

Sitha Shaw, Bibliothekarin in der deutschen Bücherei im indischen Bangalore, meint zwar, dass bei dem, was die Menschen im Westen denken, es besser wäre, sie würden nicht denken, weil diese Art des Denkens kein Denken sei, doch wir denken, dass das Denken als solches doch einen denkwürdigen Akt darstellt, über den das Nachdenken lohnt. Sorry, Sita Shaw, aber so ist es eben im wilden Westen. Und da Sita Internet hat, kann sie auch die nächste Folge von Ödmann TV am letzten Donnerstag im nächsten Monat, 26. Oktober, empfangen. Sita, bedenk die Zeitverschiebung! Indien ist sechseinhalb Stunden früher dran. Also ist es bei dir einen Tag später!

Viel Spaß dabei. Und Euch natürlich auch!
Euer Ödmann TV!

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