»Unspektakuläres im Postkartenformat « (22.03.2006)

Der Maler Andreas Masche eröffnet sein Atelier in der Bleichstraße 14 H

Offenbach. (dk) Andreas Masche heißt der neue Mann im Projekt Bleichstraße 14 H. Nachdem der Klangskulpturenkünstler Robert Dies, Gründungsmitglied des Projektes, im vergangenen Jahr sein Atelier aufgegeben und seine neuen Räume in der Bernardstrasse 35 in Offenbach bezogen hat, konnte sich der in Neu Isenburg lebende und in Frankfurt als Web Designer arbeitende 53 jährige Maler spontan für die Räumlichkeiten begeistern und übernahm das Atelier. Die Röhren, Rohre, Eisenträger und Stahlstangen, denen Robert Dies mit Wasser, Feuer oder Luftdruck die skurrilsten Töne entlockt hatte, sind gewichen. Stattdessen jetzt ein großer lichter Raum. Ein Tisch in der Mitte, zwei Stühle, eine Staffelei, eine alte Kommode, Regale für das Nötige, und Bilder an den Wänden.

Selbstportraits eines einzigen Tages. 24 Skizzen in Ölkreide, pro Stunde ein Bild im Postkartenformat. Masche erzählt, wie seine Konzentration nachließ während dieser Arbeit, wie die Konturen verschwammen. Doch er stand es durch. Straßenszenen in Öl. Eingefangene Bewegungsunschärfen vorbeifahrender Autos versinnbildlichen den Augenblick, den der Maler einfangen will. Einsame Figuren, nur schemenhaft umrissen, in Hauseingängen, auf Treppen. Im Zwielicht einer Umgebung, die scheinbar kein natürliches Licht kennt. Tage hat Masche in der einer U Bahn-Station verbracht – und gemalt. Auf postkartengroßen Sperrholzplättchen. Da erscheinen Figuren, sitzend, wartend, da steht ein Stützpfeiler wie ein Monument, während sich hinter ihm der leicht gebogene U-Bahnschacht schwungvoll in ein nicht definiertes Irgendwo schlängelt. „Das war schon Klasse, in der U – Bahn zu malen”, erinnert sich Masche. Und die damaligen Erlebnisse sprudeln aus ihm heraus, als seien sie gestern erst geschehen. Dabei liegen zwischen heute und „gestern” drei Jahre. Die U-Bahnsequenz aus 16 Miniaturen im Format 10,8 auf 16 Zentimetern entstand 2003.

Linien, Formen, Symetrie und Asymetrie bestimmen häufig den Inhalt von Masches Bildern. Der ehemalige Städelschüler erhebt dabei das zu seinem Motiv, „was im Alltag so gerne übersehen wird.” Beispielsweise die Häuserblocks aus den 60er Jahren in seiner Wahlheimat Neu Isenburg mit einer Höhe, „die einen zum Gähnen animiert”, in Farben, „die einem den Magen umstülpen.” Für Andreas Masche eine „geballte Unverschämtheit”, die den Menschen mit dieser Architektur angetan worden sei. „Aber das alles hat auch eine ganz gewisse Ästhetik. Und genau das finde ich interessant.” Masche steht aber auch zu seinen Landschaftsminiaturen. Üppige Felder von Gelb bis Dunkelbraun, stämmige Bäume im Stadtwald, oder zwei vom Verwitterungsprozess gezeichnete Plastikstühle in sattem Grün. Auf das Motiv selber komme es ihm gar nicht so sehr an. „Wichtig ist, dass ich das ernst nehme, was ich male. Dennoch gilt sein Hauptinteresse nach wie vor dem Unspektakulären, das er „mit der Malerei heranzoomen und fokussieren” kann. Im neuen, geräumigeren Atelier in der Bleichstraße 14 H sind jetzt auch größere Formate möglich, an die der Maler jetzt verstärkt herangehen wird. Wie er diese bewältigt, das wird bereits bei seinen nächsten beiden Ausstellungen im April und Mai in Isenburg und Frankfurt zu sehen sein.

Vorher aber will Andreas Masche sein neues Offenbacher Atelier mit einem „Tag der offenen Tür” einweihen. Freunde, Kollegen und Interessierte lädt der Maler für Samstag, 1. April, ab 17 Uhr, in seine Malerwerkstatt in die Bleichstraße 14 H ein. Ab 20 Uhr gastiert das „Theater Direkt” in Masches Atelier.

Maler_Andreas_Masche4 Maler_Andreas_Masche4
Maler_Andreas_Masche5 Maler_Andreas_Masche2