»Panischer Poet« (15.05.2007)

Poetry Slam im Theateratelier

Offenbach (dk). Er schreibt sich „Lenhart”. Aber wie spricht er sich? „Lehnhart”, „Lennhard”, oder „Lenhart” mit „dt” am Ende? Insgesamt gibt es jedenfalls 17 Möglichkeiten, seinen Namen falsch zu schreiben, auszusprechen. So sieht es der Panische Poet selbst, der am 3. Mai vor vollem Haus im Theateratelier Bleichstraße 14 H seine sprachakrobatischen Kapriolen präsentierte. Da wurden Silbenendungen mit dem Anfang der folgenden Worte verknüpft. Sprachökonomische Verdichtung könnte man sagen.

Vokale schickte Hans Jürgen Lenhart in den Vorruhestand und somit waren sie nicht mehr Existent für einen gewohnten Wort- oder Satzbau. Worte, Sprache, sie wurden zu zweckfreiem Rhythmus. Und dennoch war die Basis allen Tuns an diesem Abend die Sprache. Natürlich mit vollem Körpereinsatz. Ob mit übergehängtem Tuch eigene Texte rezitierend, oder mit Tennisbällen im Mund und dem Versuch, aus selbigem noch verständliche Äußerungen herauszubringen. Lenhart jonglierte mit Worten und deren Bedeutung. Bedeutungen! Denn seine dichterische Spur änderte sich dann, wenn doppeldeutiges sich anbot. Die Sprache als Gleis mit Weichen.

Und der Panische Poet folgt keinesfalls dem Geläufigen. Er biegt ab. Überrascht seine Zuhörer, ja lässt sie auch einmal hilflos zurück, ehe sie den „Anschlusszug” kriegen und wieder folgen können. Das dauert manchmal. Aber so ist eben Sprache und das Spiel mit derselben. Jandel, Schwitters, Valentin. Namen, die Lenhart als Orientierungsbilder in seiner Ankündigung malt. Zu hoch gehängte Vorbilder, fand die Presse. Doch gerade die Presse braucht eben jene Schubladen, um etwas einordnen zu können. Sonst wäre sie vielleicht gar nicht da gewesen.

Hätte sich der Panische Poet als sprachlicher „Makramekünstler” oder verbaler „Patchworkartist” angekündigt, wer von den lieben Kollegen aus den Verlagshäusern hätte schon etwas damit anfangen können und wäre dem Ruf der kommunikativen Verlockung der anderen Art gefolgt? Wohl keiner. Wie wir sehr gut wissen. Und ein Mordsspaß war der Abend allemal. Schwitters hin, Jandl her. Es ist gut und wichtig, dass für manche Menschen heutzutage noch nicht alles gesagt ist mit „Cool” oder „Ey Geil”. Auch wenn dieser Wortschatz, mit dem heutzutage ganze Unterhaltungen geführt werden, schon fast wieder Dadaistisch anmutet.

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Fotos: Herrmann