»Festreste von der ,Kulturmeile’« (18.06.08)

Projekt Bleichstraße 14H beim Mainuferfest 2008

Offenbach (dk). Die Schlacht ist geschlagen, die Helden sind müde. Sehr müde. Denn unser Stand beim Mainuferfest an der Ecke Mainstraße/Herrnstraße krankte in diesem Jahr an akuter Personalknappheit. Dennoch waren wir präsent wie immer und setzten mit schönen Aktionen auch diesmal wieder kulturelle Akzente abseits des Gängigen. Nicht nur mit den großformatigen Programmankündigungen für die Highlights der kommenden Spielsaison, sondern auch mit Malaktion und Lesungen.

Dafür war neben dem „Mannschaftsquartier” der bereits bewährte Doppelpavillon aufgebaut und mit Sitzgelegenheiten ausgestattet worden. Die wurden sogar genutzt, als Carl Maria von Heddernheim am Samstag und Sonntag in regelmäßig unregelmäßigen Abständen zu seinen Lesungen schritt. Nicht nur die Geschichte vom Hering, der gebückt durch Offenbach schleicht und aus lauter Frustration sein Leben an einem Baum am Wilhelmsplatz aushaucht, brachte den Besucherstrom vor dem Lesepavillon zum Stocken. Auch die schräg gereimten Alltagsbetrachtungen des Poeten bekamen die gebotene Aufmerksamkeit, und für viele Gäste war es nach dem Kickerdesaster gegen Kroatien wieder einmal das erste befreiende Lachen, das über die Gesichter huschte.

Im Rauch der Schwaden frisch entflammter Grillkohle kreierten eine handvoll Kinder am Sonntagnachmittag zusammen mit Andreas Masche im Doppelzelt auf einer großen Leinwand einen bunten Urwald. Mit Gouache-Farbe brachten die jungen Maler ihre Dschungelfantasien auf die Fläche, zauberten vielfarbige Vögel, Insekten und Wildniskobolde in den mit Palmen und Lianen bewachsenen Biotop, der schon bald in einer Offenbacher Praxis zu sehen sein wird. Viele Zuschauer hatten die Maler zuweilen auch bei ihrer Arbeit. Nämlich immer dann, wenn Flüssigkeit nicht nur aus den Zapfhähnen, sondern auch aus den Wolken tropfte. Da bot der Kreativ-Unterstand den begehrten Schutz. Wir haben also wieder einmal Flagge gezeigt.

Ja, wir hatten sogar eine da stehen. Von der Kulturverwaltung hingepflanzt, um eben jene „Kulturmeile” in der Herrnstraße kenntlich zu machen. Fahnen freilich machen den Braten nicht saftig. Da bedarf es weit mehr Anstrengungen und vor allem Kreativität seitens des Amtes, um die gewünschte Meile zu dem zu machen, was sie sein sollte – und könnte. Und das ist eigentlich gar nicht sooo schwer. Wir machen es doch seit 1994 alle Jahre wieder vor. Umsonst und draußen…

Euch allen wünscht das Team des Projekts Bleichstraße 14 H nun einen erholsamen Sommer. Ob Bildungs- oder Entspannungsreise, genießt die Ferien, kommt gesund und relaxed wieder, und freut Euch auf ein spannendes Herbstprogramm im Theateratelier. Und wenn den einen oder anderen von Euch eine Urlaubskarte mit einem Text wie:

„Gestern stürzte meine Alte
In eine tiefe Gletscherspalte.
Ich höre heut´ noch ihr Gewimmer,
hab umgebucht auf Einzelzimmer.”

Erreicht, dann könnt Ihr sicher sein, dass da die Alltagstaugliche Gebrauchs-poesie aus Herrn von Heddernheims „Verdichtete Gereimtheiten” im Spiel gewesen ist. Noch ein Gruß gefällig? Bitte sehr:

„Am kilometerlangen Strand,
liegt zentnerweise weißer Sand.
Der kriecht uns in alle Ritzen,
und bleibt gemütlich dann dort sitzen.”

Na dann, viele Grüße!

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