»Das Theateratelier als Fernsehstudio« (04.04.2006)

Dreharbeiten für Ödmann TV haben begonnen

Offenbach (dk). Oberchefsprecherin Dagmar Offenhoff setzt an: „Guten Abend! In der Gemeinde Lobelitz im Kreis Schwankebold haben Unbekannte gestern Abend dem Müll eine Abfuhr erteilt…“ Abbruch. Die Triebwerke eines Airbusses im Landeanflug dröhnen in den Kopfhörern genauso laut wie die Sätze der Nachrich­tensprecherin. Abwarten. Neuer Versuch. Diesmal klappt es. Doch mit ständigen Unterbrechungen müssen die Produzenten von Ödmann TV leben. Wenig später die Pausenklingel der Eichendorffschule, dann Trubel auf dem Schulhof. Keine Chance für Tonaufnahmen. Eine regelrechte Geduldsprobe. Die Zeit wird genutzt, um zwischen Stromkabeln und Requisiten, die den Boden im Theateratelier bedecken, das nächste Set aus rund hundert Nachrichten zusammenzustellen. Wo passen Fotos dazu? Welche Meldung eignet sich für die Einspielung einer Reportage? Wer übernimmt dabei welche Rolle?

Die Bandbreite der Möglichkeiten zur facettenreichen Ausgestaltung mehren sich während der Arbeit. Ideeninflation im Theateratelier. Das Abtasten der Einfälle auf Realisierbarkeit ernüchtert zuweilen. Und es heißt Abschied nehmen von manch schönem Einfall. Doch die Fantasie fliegt weiter und es bleibt genug übrig, was im Rahmen dieser „No Budget“ Produktion umgesetzt werden kann.

Lustvoll auch die Foto-Shootings, bei denen die Figuren aus den Offenhoffschen Nachrichten zum Leben erweckt werden. Der Ortsoberschutzmann, der Institutsleiter, die Gebrüder Stenz, Gräfin Drüse Dörgste und Prinz Paul, die Operndiva, der Kantinatsrat und der Konditionalrat nebst Generaldirektor und Mülltonnenbesetzer.

Perücken, Brillen, Anzüge, Krawatten, Perlenketten, Ringe und viel Schminke erwecken die Figuren der Nachrichten­sendungen zum Leben. Kurz nur. Denn kaum abgelichtet oder abgedreht wird der nächste Protagonist kreiert. „Schaut mal! Der könnte doch diese Jacke anhaben. Und diesen Hut…“ Einstimmig angenommen. Die Wände des Theaterateliers werden zu Straßenzügen, zu Firmenfassaden, zu Genlabors oder zum Konzertsaal, in dem die Diva lüstern auf dem Piano lümmelt. Der Hof der Bleichstraße 14 H wird zum Ordnungsbezirk von Wachtmeister Zachtel, wandelt sich zum Kleinstaat, in dem der Provinzfürst lächelnd für die Kamera posiert, oder der Fotograf findet eine Perspektive, die glaubhaft macht, dass sich der für schuldig befundene und verurteilte Betriebsleiter gerade auf dem Weg in die Haftanstalt befindet.

Die filmischen und fotografischen Ergeb­nisse überzeugen. Bei der gemeinsamen Durchsicht der Tagesproduktion gibt es Gelächter ohne Ende und immer wieder Erstaunen darüber, wie Bilder lügen können. Wer weiss das mittlerweile besser als wir. Und immer wieder drängt sich die Frage auf, wie oft Nachrichten in der Realität manipuliert werden, wenn das alles sooo einfach erscheint. Doch die Nachrichten sind nur eine von mehreren Säulen, auf denen die Ausstrahlungen im Offenen Kanal ruhen werden. Natürlich sind die Ödmanns roter Faden in Ödmann TV. Wo gestern noch ein Nachrichtenstudio stand, wird schon bald eine Ecke der Ödmannschen guten Stube entstehen, in der Gundula und Berthold vor laufender Kamera und in kleinen Häppchen ihre Sicht der Welt ausbreiten. Das geht natürlich nicht ohne Streit ab. Aber das versteht sich ja von selbst…

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